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Alles, was du für eine Reise in den Iran wissen musst

Erstveröffentlicht: 30. Jänner 2020 / Aktualisiert: 01.11.2022

Achtung: Dieser Beitrag wurde vor den Protesten und Ausschreitungen (beginnend mit September 2022) geschrieben. Es wird sich zeigen, was die Menschen damit erreichen werden und wohin sich das Land nun entwickeln wird. Wir hoffen sehr darauf, dass man bald wieder dieses wunderschöne Land bereisen kann.

Der Iran ist kein typisches Reiseziel. Eine Reise in das Land ist bestimmt nichts, was man so schnell einmal, ganz spontan und ohne Planung, unternimmt. Es ist daher wichtig, sich gut vorzubereiten, damit man in keine peinlichen Fettnäpfchen tritt bzw. man niemanden im Land verärgert. Dieser Beitrag soll dir bei deiner Vorbereitung einer Reise in den Iran helfen…

Atti im Golestan-Palast in Teheran

Visum und Einreise (Stand August 2022)

Für eine Reise in den Iran benötigst du ein gültiges Visum. Aber ACHTUNG: die meisten Infos, die man selbst auf offiziellen Seiten wie der des österreichischen Außenministeriums (BMEIA) liest, sind nicht immer aktuell! Seit der Corona-Pandemie, bzw. seit Herbst 2021, haben sich die Visum-Regeln geändert. Das reguläre Online-Visa wird, was wir erfahren haben, in den meisten Fällen abgelehnt. Auch das Visa-on-Arrival soll laut Erfahrungsberichten nicht mehr ohne weiteres erhältlich sein.

Um in den Iran einreisen zu können, brauchst du nun eine offizielle Einladung einer iranischen Touristen-Agentur, auch Visa Authorization Code oder Visa Grant Notice genannt. Es kann ziemlich verwirrend sein und ist nicht unbedingt einfach, herauszufinden, was diese Begriffe bedeuten. Doch alles easy – denn alle diese drei Bezeichnungen entsprechen quasi dem eigentlichen Visum.

So bekommst du dein Iran-Visum (als Österreicher*in):

  • Nehme Kontakt mit einer iranischen Tourismusagentur auf oder einem iranischen Tourguide, der dir das Visa Grant Notice besorgt. Kosten: zwischen 20 und 30 USD, je nach Agentur. Der Prozess dauert, ebenfalls je nach Agentur, zwischen 3 und 10 Tagen.
  • Mit diesem Visa Grant Notice (ein 2-seitiges PDF-Dokument) erhältst du schließlich dein eigentliches Visum (ohne zusätzliche Forderungen) bei deiner nächstgelegenen Botschaft oder direkt bei Einreise am Flughafen im Iran. Den Ort der Abholung musst du bereits beim Antrag des Visa Grant Notice angeben. Wir haben uns für die Botschaft entschieden, damit wir, falls es Probleme gibt, noch rechtzeitig reagieren können und nicht verzweifelt am Flughafen im Iran stehen.
  • Die iranische Botschaft in Wien ist täglich von 9 – 12 Uhr geöffnet. Wir sind ohne Termin, lediglich mit unseren Pässen und dem Visa Grant Notice, hingefahren. Nach ca. 1 Stunde Wartezeit haben wir schließlich unser Visum ausgehändigt bekommen. Es es ist ein ebenfalls 2-seitiges PDF-Dokument (sieht dem Visa Grant Notice sehr ähnlich) und wird nicht in den Pass geklebt. Kosten: 75 Euro pro Person.

Empfehlung: Wir haben unser Visa Grant Notice von der lieben Aram bekommen. Sie ist Tourguide bei „Journey2Iran“ und zudem Managerin des „Isfahan Traditional Hotel“. Das Prozedere war super unkompliziert und wir haben unser Dokument nach nur 3 Tagen erhalten. Kosten: 30 USD pro Person. Gerne könnt ihr euch an sie wenden, wenn ihr ebenfalls ein Visum braucht oder andere Fragen zu eurer Reise in den Iran habt: Aram Saheb Fosoul: +98 913 645 0482 (und nicht vergessen ihr zu sagen, dass ihr durch uns auf sie gekommen seid… ;-))

unsere Visas für 2022
Elsas‘ Visum für 2017
Flüge

Es gibt verschiedene Optionen, welchen Flug du in den Iran nehmen kannst. Bei unserer erste Iran-Reise im Jahr 2017 landenten wir am Flughafen Teheran (IKA) und verließen das Land auch wieder von dort. Mit der türkischen Billig-Airline Pegasus mit Zwischenhalt in Istanbul kamen wir damals extrem günstig davon. (ca. 280 € pro Person).

Für unsere Iran-Reise im Oktober 2022 haben wir uns für Turkish Airline mit Zwischenstopp in Istanbul entschieden. Anflug nach Teheran (IKA), und Rückflug von Shiraz (SYZ): dieser Flug kostete uns 480€ pro Person.

im Landeanflug über Teheran
Kleidervorschriften

Im Iran gilt die Scharia. Dies bedeutet, dass sich alle an die islamische Kleiderordnung halten müssen. Für Frauen heißt das, dass sie in der Öffentlichkeit alle Körperteile außer Hände, Füße und Gesicht bedecken müssen. Dies gilt auch für Touristinnen. Dabei darfst du dir aber keine Burkas oder Niquabs vorstellen. Während unserer gesamten Reise im Mär7 2017 haben wir insgesamt nur etwa 10 Frauen gesehen, die ganz verhüllt waren. Im Iran ist es eher üblich, das Kopftuch ganz locker am Hinterkopf sitzend zu tragen. Vor allem in den Städten wird die Kleiderordnung nicht so ernst genommen. Die Iranerinnen reizen den Spielraum so weit aus, soweit es die Gesetze eben zulassen.

Generell hatten wir das Gefühl, dass bei Touristinnen eher ein Auge zugedrückt wird und dich niemand ansprechen würde, um deine Kleidung zu kritisieren. Sich an die Vorschriften halten – JA! Doch habt keine Angst, es muss nicht immer zu 100% alles verdeckt sein.

Ein Schal, der ganz locker um den Hinterkopf gelegt wird. Auch das zählt als Kopftuch!
Frauen im schwarzen Tschador

Außerhalb der Städte, am Land, ist der Tschador sehr verbreitet: ein langes schwarzes Tuch, welches man um den Körper dreht und vorne mit den Händen zusammen hält. Besuchst du bestimmte Moscheen oder heilige Orte, kannst du dir beim Eingang einen Tschador ausborgen, welchen du beim Verlassen wieder abgibst.

Elsa mit ihrem geliehenen Tschador

Befindest du dich zu Hause bei einer Familie oder in deinem Hotelzimmer, kannst du das Kopftuch natürlich ablegen. Nur streng gläubige Muslima verhüllen sich auch zu Hause, wenn sich ein Mann im Haus befindet, der nicht zu den engen Familienangehörigen gehört. Bei Ehemann, Vater oder Bruder legen auch sie es ab. Verlässt du dein Hotelzimmer, auch wenn es nur der Gang zur Rezeption ist, musst du allerdings das Kopftuch tragen.

In den eigenen vier Wänden tragen die wenigsten Frauen ihre Kopftücher…
Beste Reisezeit für den Iran

Der Iran ist ein sehr vielseitiges Land. Nicht nur im kulturellen oder historischen Sinne, sondern auch dann, wenn es ums Wetter geht. Klimatisch ist das Land sehr facettenreich. Da die Landschaften so unterschiedlich sind, variiert das Klima, je nach dem wo du dich befindest, extrem. Man kann so von insgesamt vier klimatischen Gebieten sprechen. Während im Winter in den nördlichen und westlichen Regionen Irans ein teils alpines Klima herrschen kann und eine monatelange Schneedecke keine Seltenheit ist, kann man zur selben Zeit im Süden am Persischen Golf im Bikini am Meer liegen. Je nachdem welche Orte du auf deiner Reise besuchen willst, ist es wichtig, sich auf diese verschiedenen Klimazonen mit passender Kleidung gut vorzubereiten. Ganz allgemein spricht man jedenfalls davon, dass die beste Reisezeit für den Iran zwischen März und Juni, und zwischen September und November ist. Lediglich den heißen Sommer und den eisigen Winter sollte man vermeiden.

Fahrt durch die Wüste. Im Hintergrund: Schnee auf den Bergen
Männer und Frauen in der Öffentlichkeit

Mittlerweile ist es kein Problem mehr, sich als unverheiratetes Paar ein Doppelzimmer zu mieten. Das war vor wenigen Jahren noch undenkbar. Dennoch geben wir dir den Tipp: Solltest du mit deinem Reisepartner nicht verheiratet sein, dann tu in der Zeit, wo du im Iran bist, zumindest so. Keine Angst: Niemand wird daran interessiert sein, diese kleine Notlüge aufzudecken 😉 Doch auch wenn ihr verheiratet seid, solltet ihr auf alle Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit verzichten. Dazu gehört auch einfaches Händchenhalten!

Generell solltest du übermäßigen Körperkontakt mit dem anderen Geschlecht meiden: auch bei Begrüßungen und Verabschiedungen. Auch an öffentlichen Plätzen oder Verkehrsmitteln wird es lieber gesehen, wenn sich Männer neben Männer, und Frauen neben Frauen sitzen. Bei TouristInnen machen die Iranerinnen gerne einmal eine kleine Ausnahme. Komische Blicke werdet ihr jedoch trotzdem erhalten..

So wie bei unserem Treffen mit diesen beiden jungen Männern. (links am Bild) Den ganzen Abend erntete ich einige schräge Blicke: eine Frau unterwegs mit drei Männern, die nicht ihre Familie sind? Und dann verabschiedeten wir uns auch noch mit einer Umarmung. Ohje! Das gefiel den Iraner*innen garnicht! 🙂

Internet und Wlan

Es gibt zwar im Iran mittlerweile in fast jedem Hotel und in jeder Unterkunft kostenlosen WLAN-Zugang, allerdings funktionieren diese nicht immer gut. Du kannst dir eine lokale Sim Karte kaufen (gibt es z.B. bei den kleinen Kiosken, die du am Straßenrand findest), welche du mit Guthaben aufladen kannst und somit das lokale Mobildatennetz nutzen kannst.

Leider können wir dir vorerst keine konkreteren Infos oder Tipps dazu geben. Uns wurde die Sim-Karte damals von Bekannten besorgt und wir wissen werden wie/wo diese das gemacht haben, noch wieviel sie gekostet hat.

Digital Detox

Im Iran sind alle gängigen sozialen Netzwerke blockiert. Auch diverse E-Mail-Anbieter und Online-Medien sind davon betroffen. Die komplette „Internet-Infrastruktur“ liegt in den Händen der Regierung. Ausgenommen von dieser Sperre sind Whats App und Instagram. Das ist auch der Grund, warum du selten Iraner*innen auf Facebook findest und die Kommunikation im Iran viel über Instagram geschieht.
Willst du auf Facebook und co. dennoch nicht verzichten, dann kannst du die Blockade mit einem VPN (Virtual Private Network) umgehen. Dies installierst du auf deinem Smartphone oder Laptop. Im Prinzip macht es nichts anderes, als dass es deinem Handy vorgaukelt, in einem anderen Land zu sein, was dir ermöglicht, auf die gesperrten sozialen Netzwerke zuzugreifen. Sei dir jedoch dessen bewusst, dass diese Seiten nicht ohne Grund gesperrt sind, und du genau genommen etwas Verbotenes machst, wenn du VPN nutzt. Außerdem empfehlen wir dir darauf zu achten, welche Beiträge du während deines Aufenthalts auf Facebook oder deinem Blog veröffentlichst. Vermeide Texte und/oder Fotos, welche im politischen Kontext stehen oder zu Problemen führen könnten.

Auch viele IranerInnen versuchen immer wieder mit VPN die Blockaden zu umgehen.
Die Sache mit dem Geld

Da der Iran vom internationalen Bankensystem ausgeschlossen ist, gibt es für Tourist*innen keine Möglichkeit über Bankomaten Geld abzuheben. Auch gängige Kreditkarten wie VISA oder Mastercard werden meist nicht akzeptiert. Daher ganz wichtig: Nimm dir genügend Bargeld (Euro oder Dollar) mit! Das heißt, dass du während deiner Reise jede Menge Bargeld mit dir mitführen musst, welches du dann vor Ort umwechselst. Mehr zu diesem Thema findest du hier in diesem Beitrag: „Was kostet… der Iran? Alles rund ums Geld“.

Tipp: Eine wirklich große Hilfe in vielerlei Hinsicht war uns bei der Planung der Reise die Facebook-Gruppe „See you in Iran“. Mittlerweile sind mehr als 140.000 Menschen in dieser Gruppe und man erhält wirklich schnell Antwort zu allen möglichen Fragen. Die Community ist sehr aktiv und wirklich hilfsbereit!

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