Georgien (Stepanzminda) – Reisebericht: Teil 3
Unser ersten beiden Tage in Georgien verbrachten wir in der Hauptstadt Tbilisi. Richtig tolle Stadt, die auf alle Fälle auch das Potenzial für einen Städtetrip hat! Also schreibt sie euch definitiv auf eure „Must See“-Liste. Wir haben euch alle wichtigen Infos, Sights und Ausgaben bereits in den ersten zwei Teilen unserer Kaukasus-Reisebericht-Reihe zusammengefasst. Hier geht’s zu Teil 1 und hier zu Teil 2.
TAG 3: 11.08.2021 Stepanzminda
Nachdem wir in unserem Hotel in Tbilisi das letzte Mal gefrühstückt haben, bestellten wir uns ein Yandex (das „Uber“ Zentralasiens) zum Busbahnhof. Dort suchten wir uns eine Marshrutka, ein Sammeltaxi, welches ganz typisch für die Region ist. Unser Ziel: Stepanzminda, früher auch „Kazbegi“ genannt. Die Kleinbusse fahren zu keinen festen Zeiten, sondern erst dann, wenn der letzte Platz besetzt ist. Einer der Gründe, warum wir uns auf einen langen und mühsamen Reisetag einstellten. Glücklicherweise ging aber alles ganz schnell. Ausgestiegen aus dem Yandex, kamen bereits einige Busfahrer mit fragenden Blicken auf uns zu. „Where are you going?“. „Stepanzminda!?“. „Ok“. So schnell gings – das Sammeltaxi war gefunden. Die Tickets wurden direkt beim Beifahrer gekauft. Unser Gepäck wurde uns abgenommen und im Heck verstaut. Als wir einstiegen, sahen wir uns um und bemerkten, die letzten zwei Plätze ergattert zu haben. Was für ein Glück – es konnte sofort losgehen.
Atti ergatterte einen Fensterplatz in der Marshrutka. Elsa musste sich mit einem Klappsitz am Gang begnügen. Die ersten paar Kilometer aus der Stadt raus waren eher langweilig und geprägt von „Stop and Go“. Doch spätestens als die Berge näher kamen, konnten wir unsere Blicke nicht von den Fensterscheiben abwenden. Man kann es nicht in Worte fassen, wie unglaublich spektakulär die Landschaft im Hochland von Georgien ist. Seht selbst…
Interessant: Das Örtchen Stepanzminda liegt auf etwa 1700 Höhenmetern und wird von rund 2500 Einwohner*innen bewohnt. Um dort hin zu gelangen, muss man zahlreiche Serpentinen und teils schwer befahrbare Straßen passieren. Die Route verläuft entlang der Georgischen Heerstraße. Diese ist 213 Kilometer lang und durchquert das Gebirge von Russland nach Georgien. Die Route wird seit Jahrtausenden als wichtige Handelsroute genutzt. Heute gibt es entlang der Strecke mehrere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und verschiedene großartige Foto-Spots.
Laut Google Maps dauert die Fahrt von Tbilisi nach Stepanzminda rund 3 Stunden – doch wir haben zuvor im Internet auch von 4,5 oder sogar 6 Stunden Fahrtzeit gelesen. Wir lasen jedoch auch, dass die Fahrtzeit wie im Flug vergehen soll – und so war es auch. Die Landschaft machte jede Minute, die wir ungemütlich in diesem Kleinbus saßen, wieder wett! Uns war vorab bewusst, dass wir mit der Marschrutka nicht bei jedem Aussichtsplatz oder Kehrtwende stehen bleiben können um Fotos zu machen und die Landschaft zu genießen. Doch auf dieser Strecke war es fast schon eine Qual. Unsere Blicke wechselten sich mit den Kurven der Serpentinen von der linken zur rechten Scheibe und unsere Kameras arbeiteten auf Hochtouren.
Bereits gegen Mittag erreichten wir unsere finale Destination – gerechnet haben wir mit einer Ankunft am späten Nachmittag. Die Straßen waren viel besser, als wir sie uns vorgestellt haben. Nach kurzer Orientierungsphase führte unser Weg direkt in unsere Unterkunft. Die Rucksäcke wurden geschultert und wir stapften durch die Siedlung.
Laut Google Maps lag unser B&B “rechts oben”. Und tatsächlich war es gefühlt das allerletzte Haus in der allerletzten Straße dieser Siedlung. Im “Kazbegi Guide” angekommen begrüßte uns beim Eingang bereits ein unfassbar süßer Husky-Welpe namens “Bobby”. Wir haben unser sehr komfortables Zimmer bezogen, und machten uns anschließend gleich wieder auf den Weg „runter in den Ort“.
Es sind nur knapp 15 Kilometer bis zur russischen Grenze: zahlreiche LKWs und Autos durchqueren täglich das kleine Örtchen. Dennoch wirkte Stepanzminda ein wenig „verschlafen“ auf uns und erinnerte uns sehr an eine Art Basislager. Denn die meisten, die nach Stepanzminda kommen, tun das vor allem aus einem Grund: um das bekannte Gergeti-Kloster am Hausberg zu besichtigen oder von hier aus eine Wanderung oder Expedition auf den 5054 Meter hohen Gipfel des Kasbek zu unternehmen. Die Besichtigung des berühmten Klosters stand bei uns erst am nächsten Tag am Programm. Also entschlossen wir uns, den restlichen Tag gemütlich zu verbringen – mit einem Spaziergang durch die Gegend und gutem Essen.
Beim Schlendern entlang der Hauptstraße scannten wir die Restaurants ab, auf der Suche nach guten, lokalen Gaststuben. Wir wollten es einfach haben, aber schauten auch gezielt danach, wo sich am meisten tut – oftmals ein Anzeichen für gute Küche oder Service. Oder Beides. Besonders ins Auge stach uns dabei das “Kazbegi Good Food”. Der Laden war voll mit Rucksackreisenden und Wanderern. Also dann – rein mit uns…
Georgien ist außer für Berge und Natur noch für etwas bekannt, an das viele erstmal nicht denken: Wein! Wir hatten uns fest vorgenommen, auf unserer Reise mindestens einmal einen guten georgischen Rotwein zu kosten. Da im Restaurant nahezu an jedem Tisch eine Karaffe des blutroten Getränkes stand, fragen wir den Kellner und Besitzer nach seiner Empfehlung. Dieser merkte schnell unsere Herkunft und antwortete prompt auf Deutsch. Er erzählte uns, dass er es damals in der Sowjetzeit in der Schule lernte und sich immer sehr freut, wenn er es heute noch mit seinen Gästen üben kann.
Der Wein wurde bestellt. Daneben noch Bier für Atti und zum Essen wählten wir Schaschlik-Spieß, Hühnchen, ein Adjarian Katchapuri, Lobio – einem Bohneneintopf, und Lobiani – Brot mit einer Füllung aus Bohnenpaste. Aufs Haus gab es gleich noch den legendären Tschatscha.
Info: Bei Tschatscha handelt es sich um georgischen Tresterbrand, welcher gerne bis zu 70% Alkoholgehalt aufweisen kann. Deshalb wird das Getränk immer mit Wasser serviert. Glaubt uns – dieses Zeug ist echt heftig! Wie sehr, das sollte sich später noch zeigen….
Das Essen im „Good Food“ können wir wärmstens empfehlen! Der Besitzer nimmt sich Zeit für ein Schwätzchen und erzählt einem Geschichten aus seiner Zeit, als Georgien noch zur Sowjetunion gehörte. Das Preist-Leistungs-Verhältnis ist außerdem auch sehr gut! Da es bereits dämmerte, wollten wir nur mehr schnell in den Supermarkt, um Wasser und Obst zu besorgen, um anschließend zurück in unsere Unterkunft zu gehen. Auf dem Weg zum Supermarkt trafen wir auf ein polnisches Pärchen, welches uns auch schon im Lokal aufgefallen war. Martha kam schon etwas wackelig auf uns zu und meinte “Hey, ihr wart doch auch im Good Food, habt ihr auch von dem Tschatscha gekostet?!” Ein kurzer gegenseitiger Blick reichte, wir begannen zu lachen, und so nahm ein unvergesslicher Abend seinen Lauf…
Wir standen locker 20 Minuten vor dem Supermarkt und plauderten darüber, wie gut das Essen war, wie schön die Landschaft in Georgien sei und vor allem: wie hart die georgische Spirituose reinknallt! 😉 Wir beschlossen, nochmal umzudrehen und zu viert zurück zum Lokal zu gehen. Gemeinsam bestellten wir zwei Liter Wein und einen halben Liter Schnaps in der Karaffe. Denn Tschatscha einzeln im Glas bestellen? Das kam hier nicht in Frage… Wenn, dann muss es gleich eine Karaffe sein.
Wir vier waren echt auf einer Wellenlänge. Er Schiffsingenieur und deshalb beruflich viel auf der ganzen Welt unterwegs, Sie Physiotherapeutin und auch leidenschaftliche Reisende. Wir verstanden uns super gut und hatten unheimlich viel Spaß. Als der Wein & Tschatscha schließlich leer waren, machten wir uns alle wieder auf den Nachhauseweg… schließlich wollten wir am nächsten Morgen zur Dreifaltigkeitskirche wandern.
Beim Weg zurück in die Unterkunft begann es zu regnen. Doch das war nicht unsere größte Sorge! Elsa konnte kaum mehr auf den Beinen stehen, da sie zu viel vom “georgischen Saft” genascht hatte! Nach einer endlos erscheinenden halben Stunde erreichten wie durchnässt unser Apartment. Wie es uns dann am nächsten Tag erging, erfährt ihr im vierten Teil dieser Blogbeitrags-Reihe… Aber ihr könnt ja schon einmal raten, wer von uns beiden die Wanderung nicht antreten konnte/wollte. 😀
To be continued… im „Reisebericht Teil 4“!
Das Wichtigste von Tag 3 auf einem Blick:
- Yandex vom Hotel in Tbilisi zum Hauptbahnhof: 7 GEL
- Marshrutka von Tbilisi nach Stepanzminda: 10 GEL pro Person
- Fahrt nach Stepanzminda steht ganz unter dem Motto: „Der Weg ist das Ziel!“
- Unterkunft „Kazbegi Guide“ (2 Nächte ohne Frühstück): 122 GEL -> Unglaublich nette Familie, die dieses kleine Gästehaus betreibt. Sehr familiär gehalten, sehr zu empfehlen!
- Zwei Cappuccino to go im Ortskern: 10 GEL
- 1 Liter Wasser im Supermarkt: 0,70 GEL
- Abendessen im „Kazbegi Good Food“ inkl. Getränken: 70 GEL
Hier auch noch mal der direkte Link zum Reisebericht Teil 1 und Reisebericht Teil 2.
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